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Lila Kachel mit Text: 22. April: Tag der Mutter Erde - Zitat: "Es ist kein Verzicht,  sondern ein Privileg,  aktiven Umweltschutz und  einen bewussteren Umgang mit Mensch und Natur zu pflegen." Amelie Choyka

Der Internationale Tag der Mutter Erde am 22. April fördert die Harmonie mit der Natur und erinnert uns daran, wie wichtig es ist, all die verschiedenen Ökosysteme und Arten auf unserem Planeten zu schützen.

Unsere Gastautorin Amelie Choyka, 18 Jahre und derzeit als Weltwärts-Freiwillige in Morogoro in der NGO TASUWORI (Tanzanian Support for Women Rights) tätig, macht sich Gedanken über den globalen Umweltschutz als Privileg.

Globaler Umweltschutz – ein Privileg für Alle?!

„Im Globalen Süden leben die Menschen viel umweltfreundlicher, da sie weniger konsumieren“ – so oder ähnlich könnten Aussagen zur Glorifizierung von Armut klingen. Doch dahinter steht die ungelöste Problematik der Klimaungerechtigkeit und die damit
einhergehende Pflicht, Umweltschutz zu betreiben. Gehe ich durch die Straßen Tansanias, fallen mir in den Vorgärten oft rauchende Müllberge auf. Da hier keine flächendeckende Abfallsammlung in Betrieb ist und somit die Entsorgung bei den Privatpersonen liegt, verbrennen die ihren Müll in Eigenregie. Im Straßengraben findet sich verkohltes Plastik, und in der Wiese fallen mir immer wieder bunte Punkte ins Auge – Plastikflaschen, Plastikdeckel oder anderer Unrat, der in der Natur einfach weggeworfen wird. Obwohl seit 2019 ein nationales Verbot für dünne Plastiktüten gilt, entsteht der Eindruck, dass das Gesetz nur auf dem Papier existiert; die Plastiktüten sind nämlich immer noch im Umlauf.

Doch es gibt auch gute Nachrichten. So werden Plastikmöbel so lang wie möglich benutzt und bei Bedarf sogar repariert, um die Lebensdauer zu verlängern. Auch verwenden die Leute Mehrwegtaschen auf dem Markt und benutzen altes Papier als Verpackungsmaterial für Essen. Tatsächlich beruhen einige Positivbeispiele darauf, dass das Geld nicht reicht, um neue oder höherwertige Dinge zu kaufen.

„Dann bringt es ja gar nichts, wenn wir in Europa auf dieses und jenes verzichten müssen, wenn in anderen Teilen der Welt Umweltschutz keine hohe Priorität einnimmt“, könnte eine weitere Stimme lauten. Es ist jedoch kein Verzicht, sondern ein Privileg, aktiven Klimaschutz und einen bewussteren Umgang mit Mensch und Natur zu pflegen.

Bisher beobachte ich, dass die meisten Leute mit ihrem alltäglichen Familienleben ausgelastet sind, ohne die oberste Priorität auf eine nachhaltige Lebensweise zu richten. Um diesen Anspruch erfüllen zu können, sollten die Grundbedürfnisse, aber auch die Existenz darüber hinaus gesichert sein. Ein bewusstes nachhaltiges Handeln im ökologischen Sinn kann erst ab einem bestimmten sozioökonomischen Entwicklungsstand verwirklicht werden. Der setzt sich unter anderem sowohl aus der Verfügbarkeit finanzieller Mittel, aber auch durch den Zugang zu Wissen über den anthropogenen Klimawandel zusammen. Mit steigendem Wohlstand und umfassenderen Erkenntnissen wächst die Verantwortung, bewussten Umweltschutz zu betreiben und den Einsatz nicht länger als Aufgabe derer anzusehen, denen es besser geht.

Menschen im Globalen Norden verfügen mit höherer Wahrscheinlichkeit über das einschlägige Wissen und haben deswegen die Verpflichtung, dementsprechend zu handeln. Leider kommen nicht alle dieser Herausforderung aktiv nach, weil überall auf der Welt jede*r nach seinem individuellen materiellen Wohlstand strebt.

Doch Länder des Globalen Südens sollten nicht erst den westlichen Lebensstandard von Überfluss und Ressourcenverschwendung erreichen, um dann die Entwicklung Richtung zero emissions zu kopieren. Wir können allerdings voneinander lernen, sodass die bekannten Fehler nicht erneut gemacht werden. Eine ökologisch-nachhaltige Entwicklung geht einher mit höheren sozialen Standards und mündet in der Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, damit ein „bewusster und aktiver Umweltschutz“ nicht länger eine Anstrengung der einen Seite bleibt und jede*r in einer intakten Umwelt leben kann. Mir ist durchaus bewusst, dass ich große Worte benutze, hinter denen große Forderungen stehen. Doch wie kann gemeinsam eine nachhaltige, eine klimagerechte Zukunft gestaltet werden?

Mehr Artikel zu Umweltschutz und insbesondere Abfallthematik finden sich im neuen HABARI "Die Sorge um die Entsorgung - Dauerbrenner Müll" (01/2023)