
Online- Seminarreihe „Tourismus“
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Im Frühjahr 2023 widmen wir uns in einer Online-Veranstaltungsreihe dem Thema Tourismus.
Als größter Devisenbringer ist der Tourismus das wichtigste Zugpferd der tansanischen Wirtschaft. Die Corona-Pandemie hat jedoch gezeigt, wie fragil der so beschäftigungsintensive Sektor ist. Die seit einiger Zeit wieder stark ansteigenden Touristenzahlen erwecken den Anschein, als sei die Krise längst überwunden. Die Regierung investiert massiv in die Tourismus-Infrastruktur. Bei diesem Studientag möchten wir uns der Frage widmen, welche Risiken mit dem Tourismusboom verbunden sind und welchen Preis die Menschen und die Umwelt hierfür zahlen. Wie kann Tourismus in Tansania aussehen, bei dem Menschenrechte gewahrt werden und von dem möglichst viele Menschen profitieren und der zugleich nachhaltig ist und die Umwelt schont? Und was kann ich als Tourist:in konkret dafür tun?
Die Veranstaltungsreihe findet in Kooperation mit der Arbeitsstelle Tourism Watch bei Brot für die Welt und der Schweizer NGO fairunterwegs statt.
Programm (vorläufig):
27.03.2023/ 18 Uhr: Prelude: NetTalk zum Dokumentarfilm "The Royal Tour Tanzania"
17.04.2023/19 Uhr: Einführung ins Thema: Chancen und Risiken von Tourismus
- Antje Monshausen (Tourism Watch): Globaler Überblick
- Mathias Hack (Uni Leipzig): Tourismus in Tansania: Geschichte und Diskurs (Infos zum Referenten und zum Inhalt des Inputs siehe weiter unten auf dieser Seite)
21.04.2023/19 Uhr: Panel zu den Themen:
- Nationalparks: Zur Debatte Naturschutz vs. Menschenrechte. Mit Dr. Mordecai Ogada, Co-Autor von "The Big Conservation Lie - The Untold Story of Wildlife Conservation in Kenya"
- Kulturerbetourismus mit Dr Noel Lwoga, Director General of the National Museum of Tanzania
- Frauen im Tourismussektor. Mary C. Kalikawe, Chairperson von AWOTTA (Association of Women in Tourism in Tanzania)
22.04.(9 bis 13 Uhr): “Ich als Tourist:in - Vom Wissen zum Handeln mit der G.L.Ü.C.K.-Formel” Workshop mit Vera Thaler von fairunterwegs (Infos zur Referentin und zum Inhalt des Workshops siehe weiter unten auf dieser Seite)
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VORTRÄGE
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Mathias Hack ist Historiker und arbeitet zu Themen der deutschen Kolonialgeschichte, (post-)kolonialen Aufarbeitung und Geschichte des Tourismus an der Universität Leipzig. In seinem Promotionsprojekt beschäftigt er sich mit der Kritik am Tourismus in Ostafrika zwischen 1970 und 2000.
Zu seinem Vortrag: Über den Tourismus in Ostafrika und Tansania wird seit jeher viel diskutiert: Wer profitiert von und wer leidet unter Tourismus? Bringt Tourismus ökonomische Entwicklung oder neokoloniale Ausbeutung? Was sind gute und schlechte Tourist:innen? In meinem Vortrag möchte ich anhand der "typischen" Reiseroute - mit Safari im Nationalpark, Strandaufenthalt und Aufstieg zum Kilimanjaro - zeigen, wie diese Fragen in den letzten hundert Jahren in Ostafrika und besonders in Tansania diskutiert wurden. Dabei beleuchte ich auch welche Konzepte und Annahmen mit dem "modernen Tourismus" einhergehen.
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Antje Monshausen ist Referatsleiterin Wirtschaft und Nachhaltigkeit in der Politikabteilung von Brot für die Welt. Zwischen 2012-2022 leitete sie dort die Arbeitsstelle Tourism Watch.
Zu ihrem Vortrag: Der Tourismus ist Jobmotor und wirtschaftlicher Impulsgeber, gleichzeitig befördert er die Ausbeutung von Arbeitskräften und verdrängt andere wirtschaftliche Aktivitäten. Der Finanzierung von Naturschutzprojekten stehen die erheblichen Klimaauswirkungen des Flugverkehrs gegenüber. Und wo der Tourismus im besten Fall gegenseitiges Verständnis fördert, zerstört er im schlimmsten Fall indigene Kulturen und lokale Traditionen. Trotz oder gerade wegen dieser Ambivalenz ist der Tourismus von hoher entwicklungspolitischer Relevanz. Wie kann die Transformation dieses Sektors gelingen: Weg von hohen Emissionen und geringem Wohlstand, hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft? Wie lässt sich die enorme Abhängigkeit des Sektors reduzieren und damit eine resiliente Entwicklung fördern?
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PANELDISCUSSION
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Dr. Noel Lwoga ist Generaldirektor der Nationalmuseen von Tansania und Dozent für Kulturerbe und Tourismus an der Universität von Dar es Salaam. Sein Interessenschwerpunkt liegt in der Integration von humanistischen und wirtschaftlichen Ansätzen, um eine Brücke zwischen Naturschutz, Tourismus und Entwicklung zu schlagen.
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Dr. Mordecai Ogada ist Raubtierökologe und Naturschutzautor, der seit über 20 Jahren in Kenia und anderen Teilen Afrikas in der Naturschutzpolitik und -praxis tätig ist, vor allem in den Bereich der Entschärfung von Konflikten zwischen Mensch und Wildtier sowie des Schutzes von Raubtieren unter Einbezug der Communities. Er ist Co-Autor des Buches "The Big Conservation Lie", das er zusammen mit John Mbaria geschrieben hat.
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Mary C. Kalikawe ist Vorsitzende der Association of Women in Tourism Tanzania (AWOTTA). Sie leitet Kiroyera Tours, ein richtungsweisendes Reiseunternehmen mit Sitz in Bukoba und Dar es Salaam. Sie ist Expertin für nachhaltigen und umweltfreundlichen Tourismus - ein Thema, das sie an mehreren Universitäten unterrichtet. Darüber hinaus ist sie Initiatorin der "Samstags-Tourismusschule", in der sie eintägige Kurse anbietet, die sich mit Theorie und Praxis des Tourismus befassen, einschließlich der Frage, wie man selbst in der Wertschöpfungskette des Tourismus beruflich tätig werden kann.
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WORKSHOP
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Vera Thaler ist Fachverantwortliche für Nachhaltigkeit bei fairunterwegs und setzt sich dafür ein, Reisende und Touristiker*innen für einen verantwortungsvollen Tourismus zu sensibilisieren und zu begeistern. Tansansia durfte Vera auf einer 5-wöchigen Exkursion zum Thema „Entwicklung und Klimawandelanpassung“ unter anderem mit Schwerpunkt Ökotourismus in Sansibar als Teil ihres norwegischen Bachelorstudiums „Internationale Entwicklung und Umwelt“ kennenlernen. Inspiriert durch die spannenden Einblicke dieser Reise, entschied sich Vera nach Rückkehr für einen Master in Nachhaltigem Tourismus Management in England.
Zu Veras Workshop: „Ich als verantwortungsvolle Tourist*in – Vom Wissen zum Handeln mit der G.L.Ü.C.K.S-Formel“ Wie geht faires, umweltbewusstes Reisen? Was kann ich als Reisende*r beitragen und was bringt das der Lokalbevölkerung und dem Planeten? Und was braucht es wirklich fürs nachhaltige Reiseglück? Wir laden dich herzlich ein, mit fairunterwegs einen Vormittag lang auf Gedanken-Reise zu gehen und dabei hilfreiche Tipps und Tricks für mehr Glück auf deiner nächsten Reise zu sammeln.