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Grafik: World Overshoot Day am 28. Juli 2022

Der Weltüberlastungstag / Earth Overshoot Day ist der Tag im Jahr, an dem die Weltbevölkerung ihre ökologischen Ressourcen, die ihr für 356 Tage zur Verfügung stehen, bereits aufgebraucht hat. War der Earth Overshoot Day 1987 noch Anfang Dezember und 2020 am 22. August, ist der 28. Juli der früheste Weltüberlastungstag, den es je gab. Die Menschheit bräuchte also 1,75 Erden um ihren Ressourcenbedarf zu decken.

Das ungerechte dabei ist: Nicht alle Länder haben denselben Lebensstil, verbrauchen gleich viel Ressourcen oder stoßen gleich viel schädliche Treibhausgase aus. Hauptsächlich die Industriestaaten des Globalen Nordens verantworten den menschengemachten Klimawandel. Der gesamte Kontinent Afrika trägt mit nur knapp 3% der Emissionen kaum dazu bei, obwohl heute 14% der Weltbevölkerung dort leben. Zum Vergleich: Deutschland (1% der Weltbevölkerung) liegt mit 1,8% Emissionen auf Platz 6 im universalen Ranking!

In ihrem Artikel "Klimawandel und Klima-(Un) gerechtigkeit" - erschienen im HABARI 2022/01 "Klimawandel – mit guter Energie auf Gegenkurs ", S.18-20 - erklärt die Diplom-Biologin Ulrike Eder, die bei der „Infostelle Klimagerechtigkeit“ im Zentrum für Mission und Ökumene-Nordkirche weltweit arbeitet, das Problem:

Der Weltüberlastungstag verweist auf den Klimawandel verweist auf ein Energieproblem Mit der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas für Strom, Wärme, Mobilität oder unsere Industrien vergrößern wir Menschen den natürlichen Treibhauseffekt unseres Planeten um ein Vielfaches. Aber auch durch Massentierhaltung und Düngemittel in der Landwirtschaft oder Rodungen von Wäldern für Ackerflächen entstehen Treibhausgase. Sie sammeln sich in der Atmosphäre und verhindern die Abstrahlung der Wärme zurück ins All. Deshalb heizt sich die Erde weiter und weiter auf, und das hat verheerende Folgen: mehr Dürren, Waldbrände, Hitzewellen, Starkregen, Überschwemmungen und Anstieg des Meeresspiegels.

1,5 Grad-Ziel Die internationale Staatengemeinschaft hat sich 2015 mit dem Pariser Klimaschutzabkommen darauf geeinigt, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Die CO2-Uhr des Mercator-Instituts zeigt, dass wir nur noch 7 Jahre und 4 Monate Zeit haben, um das angestrebte 1,5 Grad-Limit zu erreichen. Die Dringlichkeit zum Handeln ist größer denn je zuvor. Vermutlich sind wir die letzte Generation, die den totalen Klimakollaps noch stoppen kann

Klimaungerechtigkeit Nicht alle Länder stoßen gleich viel schädliche Gase aus. Hauptsächlich die Industriestaaten des Globalen Nordens verantworten den menschengemachten Treibhauseffekt. Der gesamte Kontinent Afrika trägt mit nur knapp 3% der Emissionen kaum dazu bei, obwohl heute 14% der Weltbevölkerung dort leben. Zum Vergleich: Deutschland (1% der Weltbevölkerung) liegt mit 1,8% Emissionen auf Platz 6 im universalen Ranking! Ein sich veränderndes Klima betrifft alle.

Klimaungerechtigkeit - die drei Weltkarten zeigen die ungleiche Beteiligung und Folgen des Klimawandels weltweit
www.carbonmap.org

Unter den Folgen leiden aber am meisten diejenigen, die den geringsten Anteil am CO2-Ausstoß haben. Das betrifft vor allem Länder Asiens und Afrikas sowie jetzige und künftige Generationen. Studien belegen, dass es die Ärmsten sind, insbesondere Frauen und Mädchen, die die Hauptlast des Klimawandels tragen. Die Konsequenzen zeigen sich auch in den massiven Flucht- und Migrationsbewegungen rund um den Globus. Nach Angaben des Norwegian Refugee Council verlassen durchschnittlich jedes Jahr über 26 Millionen Menschen wegen extremer Umweltereignisse ihre Heimat, dreimal mehr als aufgrund von Krieg oder zivilen Konflikten. Deswegen spricht man von „Klimaungerechtigkeit“.

Und jetzt? Auf internationaler Ebene, zum Beispiel den Klimakonferenzen, wird die historische Verantwortung für die katastrophale Entwicklung weitgehend ausgeblendet. Die afrikanischen Staaten sind bei solchen Verhandlungen zumeist unterrepräsentiert. Viele Delegierte konnten zur letzten Veranstaltung in Glasgow nicht einmal anreisen, manche wegen Corona-Beschränkungen, manche wegen Visumproblemen. Afrikas Aufschrei für Klimagerechtigkeit

Deswegen gab es gerade dort einen eindringlichen Appell: Ein Bündnis aus tansanischen Nichtregierungsorganisationen wie „Climate Action Network Tanzania“ hat ein Positionspapier verfasst, das eine Anpassung der finanziellen Hilfen der reichen Länder an die tatsächlich viel höheren Schäden in afrikanischen Ländern fordert. Auf dem gesamten Kontinent erheben sich Proteste gegen Klimaungerechtigkeit und Klimawandel, zum Beispiel gegen den Plan einer neuen Ölpipeline von TOTAL, die durch Uganda und Tansania gebaut werden soll. Ebenso formieren sich sehr viele neue Fridays for Future-Gruppen. Auch in Deutschland engagieren sich zahlreiche Initiativen, Organisationen und Aktivist*innen.

Der Klimawandel ist heute schon Realität. Wir Menschen sind die Ursache. Er ist gefährlich, und die Folgen sind ungerecht verteilt. Aber: Noch können wir etwas tun! Es liegt an uns allen, einen weiteren Temperaturanstieg zu verhindern: Wir sollten unser Handeln und Leben verändern, von positiven Beispielen erzählen, bereits gelungene Alternativen noch stärker machen. Und wir können uns gemeinsam auf der ganzen Welt vernetzen und für Klimagerechtigkeit kämpfen.