Gemeinsame Pressemitteilung von Each One Teach One (EOTO) e.V., Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund e.V.) und Berlin Postkolonial e.V. vom 16.12.2024
Hauptstadt verliert neu gestalteten Erinnerungsort zur Berliner Afrika-Konferenz in der Wilhelmstraße 92
Die Immobilienfirma B.Ä.R.A.N.O. Gesellschaft für Grundbesitz Berlin GmbH&Co. KG hat ohne Angabe von Gründen eine Verlängerung des Mietvertrages mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin über den bisherigen Arbeitsraum des Modellprojekts Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt abgelehnt.
Die Eigentümer fordern den Projektverbund - bestehend aus der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, Each One Teach One, Berlin Postkolonial und der Stiftung Stadtmuseum Berlin - dazu auf, ihren Arbeitsraum in der Wilhelmstraße 92 zum Jahreswechsel zu verlassen. Entsprechend muss nun am 16. Dezember auch die dort erst vor einem Monat installierte Dauerausstellung „Erinnern. Entschuldigen. Entschädigen.“ zur Geschichte und zu den Folgen der Berliner Afrika-Konferenz von 1884/85 wieder abgebaut werden. Die aufwändige Schaufensterausstellung ist ein integraler Teil der aktuellen Gesamtausstellung „Dekoloniale – was bleibt?!“
Das Stadtmuseum Berlin und ihre Kooperationspartner*innen aus den afrikanischen/Schwarzen Communities verlieren damit die Möglichkeit, an dem Symbolort für Europas koloniale Unrechtsherrschaft in Afrika zugängliche und wirkungsvolle historisch-politische Bildungsarbeit zu leisten. Mit der Aufgabe des Dekoloniale-Projektraumes geht ein wichtiger Knotenpunkt im dünnen Netz der postkolonialen Erinnerungsorte Orte der Stadt verloren, von dem aus sich der seit Jahrzehnten geforderte zentrale Lern- und Erinnerungsort Berlins konzipieren und denken ließ(e).
Zur Schaffung eines solchen Ortes haben sich Kultursenator Joe Chialo für das Land Berlin und Staatsministerin Claudia Roth für die Bundesregierung wiederholt bekannt.
Mnyaka Sururu Mboro vom Projektträger Berlin Postkolonial sagt dazu:
„Wir sind traurig und wütend, dass uns der Eigentümer der Wilhelmstraße 92 ohne Angabe von Gründen auf die Straße setzen kann. Damit wird unsere Bildungsarbeit massiv behindert. Regelmäßig haben wir dort mit internationalen Gruppen über die Berliner Afrika-Konferenz und ihre Folgen diskutiert.
Wir sind auch vom Kultursenator Joe Chialo enttäuscht, denn nach seinem mehrmaligen Bekenntnis zur Sicherung des Projektraumes hatten wir von ihm Unterstützung im Kampf für seinen Erhalt erwartet.“
Kontakt: Anna Yeboah, teamdekoloniale [dot] de