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Presseschau: Wahlen in Tansania

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Stand 21.11.2025: Das neue Kabinett wurde vereidigt. Die Präsidentin ernannte unter anderem ihre Tochter Wanu Hafidh Ameir zur stellvertretenden Bildungsministerin sowie deren Ehemann Mohamed Mchengerwa zum Gesundheitsminister. Hassan machte „ausländische Anstifter*innen“ für die Unruhen verantwortlich und forderte eine Prüfung der Rolle lokaler und internationaler NGOs. Sie befürchtet einen langfristigen Schaden an Tansanias Reputation, der sich auf internationale Geldgeber auswirken könnte. Das Europäische Parlament legte Widerspruch ein gegen die geplante Auszahlung von 156 Millionen Euro durch die EU-Kommission an Tansania. Die Mittel waren Teil des Jahresaktionsprogramms, wurden jedoch vom Auswärtigen Ausschuss (AFET) und dem Unterausschuss für Entwicklungszusammenarbeit (DEVE) blockiert. Eine Untersuchung von CNN dokumentiert den Einsatz scharfer Gewalt durch Polizei und bewaffnete Männer gegen überwiegend unbewaffnete Demonstrierende. Muslimische Institutionen, darunter der Zentralrat BAKWATA, legen einen 17-Punkte-Plan zur Wiederherstellung von Ruhe vor.

Stand 15.11.2025: Samia Suluhu Hassan hat eine Untersuchungskommission zu den tödlichen Unruhen angekündigt,. In ihrer Rede zur Eröffnung des neuen Parlaments zeigte sie sich „zutiefst traurig“ über die Todesfälle und sprach den betroffenen Familien ihr Beileid aus. Sie ordnete zudem die Freilassung mehrerer festgenommener Jugendlicher an. „Als Mutter“ habe sie jenen vergeben, die sich aus Gruppendruck den Demonstrationen angeschlossen hätten, sagte sie. Innerhalb der ersten 100 Tage ihrer neuen Amtszeit wolle die Regierung außerdem einen Prozess zur Verfassungsreform einleiten. Laut The Citizen plant die Regierung zusätzlich die Einrichtung eines eigenständigen Jugendministeriums, um die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen junger Menschen gezielter anzugehen. Tansanias Weg zur Demokratie, so die Präsidentin, werde „durch inneren Konsens, nicht durch äußeren Druck“ bestimmt. Der Begriff Demokratie lasse sich vielfältig interpretieren, doch Tansania sei „ausgereift in seiner eigenen demokratischen Praxis“. Die Proteste gegen den als undemokratisch kritisierten Wahlprozess haben das Land tief gespalten. Mitarbeitende des Law and Human Rights Centre (LHRC) wurden am 13. November von Sicherheitskräften festgenommen und zur Befragung vorgeladen. Telefone und Computer wurden beschlagnahmt. Für den 9. Dezember ist eine neue landesweite Protestaktion geplant. 

Stand 10.11.2025: Nach den Wahlprotesten wurden mehr als 250 Personen, darunter die Geschäftsfrau Jenifer Jovin („Niffer“), wegen Hochverrats, Sachbeschädigung und illegaler Demonstrationen festgenommen und angeklagt. Es gibt Berichte über Folter der Insass*innen. Der tansanische Erzbischof verurteilte die gewalttätigen Reaktionen auf die Proteste als „Schande vor Gott“. Verschiedene tansanische zivilgesellschaftliche Organisationen verurteilen in einer gemeinsamen Erklärung die schweren Menschenrechtsverletzungen vor und nach den Wahlen in Tansania. Sie fordern Freilassung der Inhaftierten, unparteiliche Aufarbeitung und Meinungsfreiheit. In Deutschland und weltweit in der tansanischen Diaspora finden Solidaritätsveranstaltungen, gemeinsame Gebete und Demonstrationen statt. Vizepräsident Emmanuel Nchimbi kündigte einen nationalen Dialog zur Versöhnung und Stabilität an. Brigadegeneral Botschafter Francis Mndolwa appellierte an die Bevölkerung, politische Spaltungen zu überwinden und sich auf den Wiederaufbau des Landes zu konzentrieren. Morgen tritt in Dodoma das neue Parlament zusammen, um die Minister*innen zu wählen.

Stand 06.11.2025: Das öffentliche Leben stabilisiert sich, es scheint als ebben die Proteste ab. Geschäfte und Tankstellen haben wieder geöffnet, jedoch mit stark erhöhten Preisen. Straßenkontrollen wurden weitgehend abgebaut, und der nationale wie internationale Reiseverkehr – einschließlich Fähren und Flüge – läuft wieder. Der Tourismus blieb von den Unruhen kaum betroffen – alle Nationalparks waren durchgehend geöffnet, das Tourismusministerium erklärt das Land für sicher. Politisch bleibt die Situation jedoch angespannt: Die Afrikanische Union erklärte die Wahlen für undemokratisch und forderte Reformen. Die katholische Kirche in Tansania verurteilte die Entführungen und Tötungen im Zuge der umstrittenen Wahlen. Die Missionswerke in Deutschland rufen zum Gebet für Tansania auf. Der Internet-Shutdown verursachte wirtschaftliche Schäden von schätzungsweise mehreren Millionen Dollar, besonders im informellen Sektor. Trauer, Wut und Ungewissheit prägen weiterhin den Alltag vieler Tansanier*innen. 

Stand 04.11.2025: Nach mehrtägiger Internetsperre stellten die Behörden den Zugang wieder her, warnten jedoch davor, Fotos oder Videos zu verbreiten, die „Panik auslösen“ könnten. Handy-Nutzer*innen wurden per SMS darauf hingewiesen, dass die Verbreitung solcher Inhalte als Hochverrat geahndet werde. Trotz Aufhebung der Ausgangssperre und Wiedereröffnung von Schulen, Tankstellen sowie Lebensmittelgeschäften bleibt die Angst vor neuer Gewalt groß. Die Lebensmittel- und Benzinpreise sind weiterhin sehr hoch. Über die Zahl der Todesopfer herrscht weiterhin Uneinigkeit – Schätzungen reichen von hundert bis tausend. Die Oppositionspartei Chadema beschuldigt die Sicherheitskräfte, die Leichen Hunderter Opfer der Unruhen heimlich verschwinden zu lassen, um das Ausmaß der Tötungen zu verschleiern. Wahlbeobachter*innen der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) kritisierten, dass viele Wähler*innen ihr Wahlrecht nicht frei und demokratisch hätten ausüben können. Auch wenn sich die Situation langsam stabilisiert, bleibe laut Beobachter*innen eine tiefe Wunde im Land zurück. Viele Menschen in Tansania und weltweit trauern um die Verstorbenen. 

Stand: 03.11.2025: Das Auswärtige Amt rät derzeit von Reisen nach Tansania ab. Im Land herrscht eine angespannte und unsichere Lage. Lebensmittel und Benzin sind knapp, die Preise steigen rasant, und auch Bargeld wird zunehmend schwer erhältlich. Öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht, Schulen bleiben geschlossen, und Ausgangssperren schränken das öffentliche Leben stark ein. Es gibt Berichte über Ausschreitungen, Brände und Schüsse, bei denen zahlreiche Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Es ist schwierig, verlässliche Informationen zu erhalten, weil das Internet bis Montagnachmittag größtenteils abgeschaltet war. Heute wurde Samia Suluhu Hassan offiziell vereidigt. Die Zeremonie fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Hauptstadt Dodoma statt. Die Afrikanische Union gratulierte. Die größte Oppositionspartei CHADEMA erkennt das Wahlergebnis nicht an und spricht von Fälschung.  Hassan nennt das Verhalten der Demonstrierenden untansanisch und macht unter anderem ausländische Staatsbürger*innen verantwortlich. Sie betonte, dass Sicherheitskräfte entschlossen gegen die "Unruhestifter*innen" vorgehen werden.

Stand: 01.11.2025: Samia Suluhu Hassan wurde laut Wahlkommission mit fast 98 % der Stimmen wiedergewählt. Die Proteste halten an. Demonstrant*innen werfen der Regierung Wahlbetrug und Repressionen vor. Sicherheitskräfte sollen mit Tränengas und Schusswaffen gegen Demonstrierende vorgegangen sein; laut UN wurden mindestens zehn Menschen getötet, während Berichte von Menschenrechtsorganisationen und der Opposition von deutlich höheren Opferzahlen sprechen. Präsidentin Hassan verurteilte die Proteste der Demonstrant*innen als „unpatriotisch“, äußerte sich jedoch nicht zu den Vorwürfen staatlicher Gewalt. Die tansanische Oppositionspartei Chadema bezeichnet das Wahlergebnis als „Verhöhnung des demokratischen Prozesses“ und fordert Neuwahlen. Sowohl die Afrikanische Kommission für Menschen- und Völkerrechte als auch Mitglieder des Europäischen Parlaments zeigen sich tief besorgt über die Lage. Die EU-Abgeordneten solidarisieren sich mit den Demonstrant*innen und bezeichnen die Proteste als „legitimen, breiten Aufruf zu demokratischer Erneuerung“. Die Afrikanische Kommission warnt vor gravierenden Menschenrechtsverletzungen und fordert eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Papst Leo XIV. rief zum Friedensgebet für Tansania auf. 

Stand: 31.10.2025: Am Wahltag kam es zu landesweiten Protesten, die von Sicherheitskräften und Polizei gewaltsam beantwortet werden. Seit Mittwochabend gilt in Daressalam eine Ausgangssperre. Das Internet wurde stark eingeschränkt. Schulen und Unis bleiben geschlossen. CHADEMA schätzt die Zahl der Toten auf rund 700. Der tansanische Außenminister Mahmoud Thabit Kombo erklärte im Interview mit BBC AFRICA, dass die Unruhen und Gewalttätigkeiten das Werk kleiner Gruppen seien, die Vandalismus betrieben, und fügte hinzu, dass die Lage in der Hauptstadt Daressalam sehr friedlich sei. Laut AfricanIdentity fordern die Demonstrant*innen die Annullierung der Wahl, eine neue Verfassung und unabhängige Wahlkommission, die Freilassung der Entführten und Inhaftierten sowie die Rücknahme der erfundenen Anklagen und Gewährleistung von Gerechtigkeit.  Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen nach Tansania ab. Der Flugverkehr ist in allen Teilen des Landes (einschließlich Sansibar) eingeschränkt. 

Stand 28.10.2025: Am 29. Oktober finden in Tansania die Präsidentschaftswahlen statt. Für die Wahl werden 17 Kandidat*innen zugelassen. Die amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan von der Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi (CCM) tritt erneut an. Prominente Oppositionspolitiker wie Tundu Lissu (CHADEMA) und Luhaga Mpina (ACT-Wazalendo) wurden von der Wahl ausgeschlossen. Die politische Atmosphäre in Tansania ist angespannt. 

Auswahl an Medienberichten am Wahltag und danach

26. November 2025

21. November 2025

20. November 2025

18. November 2025

14. November 2025

12. November 2025

11. November 2025

10. November 2025

09. November 2025

08. November 2025

07. November 2025

06. November 2025

05. November 2025

04. November 2025

03. November 2025

Ein privater Bericht, der uns uns zugesandt wurde, vermittelt Eindrücke aus Dar es Salaam. Die Aussagen können von uns nicht überprüft werden: Tansania zur Wahlzeit - Anonymer Bericht

02. November 2025

01. November 2025

31. Oktober 2025

30. Oktober 2025

29. Oktober 2025

Presseberichterstattung vor den Wahlen

28.10.2025

27.10.2025

26.10.2025

25.10.2025

Oktober

Juni bis September