Weiterführende Literaturhinweise zu Maji-Maji
- Becker, Felicitas & Beez, Jigal (Hg.) 2005.
Tansania war von 1885 bis 1918 Teil der Kolonie "Deutsch-Ostafrika". Gewalt, illegitime Landnahme, zivilisatorische Mission, ausbeuterische Politik sowie Eingriffe in etablierte soziokulturelle Gesellschaftssysteme haben in Tansania wie in Deutschland ihre Spuren hinterlassen.
Zum 100. Jahrestag des Beginn des Krieges fanden in Deutschland und Tansania durch die Initiative von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Religionen einige Gedenkveranstaltungen statt. Von staatlicher Seite gab es in beiden Ländern verschwindend wenig Initiative. Hier einige Beispiele nichtstaatlicher Gedenkveranstaltungen in Deutschland
Kolonialrevisionismus, Nostalgie und Verschweigen sind drei Kennzeichen des Umgangs mit dem Kolonialerbe in Deutschland. Zwar gibt es seit kurzem eine Maji-Maji-Allee (Berlin), aber sonst spielt Kolonialismus eine geringe Rolle im Geschichtsunterricht und in der öffentlichen Aufarbeitung und Gedenken.
Tansanische Wissenschaftler*innen begannen gleich nach der Unabhängigkeit den Maji-Maji-Krieg zu erforschen und Zeitzeug*innen zu interviewen. Das Maji Maji Research Project (1967 – 1969) legte einen Grundstein zur Beschäftigung mit dem Krieg und dessen Folgen. Schulen, Krankenhäuser und Straßen wurden nach antikolonialen Widerstandskämpfer*innen umbenannt und Denkmäler gesetzt - wie das für Kinjikitile Ngwale in Kilwa Kivinje.
Kriegsfolgen waren Hungersnöte, Obdachlosigkeit, eine erhöhte Kindersterblichkeit sowie ökologische Konsequenzen. Das sich ausbreitende Buschland und Wild hatte einen Schwund der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche, sowie einen Anstieg der krankheitsübertragenden Tse-Tse-Fliegen zur Folge. Durch gezielte Ermordung der lokalen Anführer*innen wurden politische und gesellschaftliche Strukturen dauerhaft zerstört. In Folge des Maji-Maji-Krieges änderte sich die Kolonialherrschaft für die letzten Jahre.
Die neu eingeführte Kopfsteuer, die etwa viermal so hoch war wie die bisherige Hüttensteuer sowie das Verbot von Jagd auf Wild und Landenteignungen, zwangen die Kolonisierten zur Arbeit auf den Plantagen. Dabei erlebten sie Demütigungen, Prügelstrafen und Unterdrückung. Als Zeichen des Protests zerstörten im Juli 1905 Angehörige der Wamatumbi deutsche Baumwollfelder. Häuser und Siedlungen wurden geplündert und in Brand gesteckt, Verwaltungspersonal verjagt und Miltärposten gestürmt.
Ab den 1880er Jahren begannen Privatexpeditionen wie zum Beispiel die der «Gesellschaft für deutsche Kolonisation» (mit Carl Peters) Land in Ostafrika zu "erwerben". Nach dem Widerstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung (in Deutschland oft noch als "Araberaufstand" betitelt) 1888, schaltet sich das deutsche Kaiserreich ein und schickt militärische Unterstützung in Form der «kaiserlichen Schutztruppe für Ostafrika», die den Widerstand gewaltsam niederschlägt.
Tansania war von 1885 bis 1918 Teil der Kolonie "Deutsch-Ostafrika". Gewalt, illegitime Landnahme, zivilisatorische Mission, ausbeuterische Politik sowie Eingriffe in etablierte soziokulturelle Gesellschaftssysteme haben in Tansania wie in Deutschland ihre Spuren hinterlassen: Das koloniale Erbe besteht heute aus Infrastrukturen, ökonomisch-neokolonialen Abhängigkeiten, Stereotypen und Vorurteilen, globalen politischen Macht(un)gleichheiten, Heldenerzählungen, traumatischen Familiengeschichten, geraubten Kunstwerken oder postkolonialen Wissensstrukturen.
von Flinn Works, Berlin Postkolonial, Old Moshi Cultural Tourism, European Center for Constitutional and Human Rights
Nach DNA-Abgleich: Angehörige am Kilimanjaro fordern baldige Rückkehr ihrer identifizierten Ahnen und Entschuldigung von Deutschland